Energieversorgung lokal lösbar?

12. August 2023

Mit dem Gaspreis weiterhin deutlich über dem 5-Jahres Niveau und dem (endgültig beschlossenen?) Ausstieg aus der Kernenergie, stellt sich die Frage ob - und wie - die Energieversorgung in Deutschland und Europa sichergestellt werden kann. Und zu welchem Preis.

Dass die "erneuerbaren" Alternativen weder die Strom- noch (insbesondere) Wärmeversorgung alleine sicherstellen werden, ist inzwischen vielen eingeleuchtet. Es fehlt Solar- und Windparks die Eigenschaft bedarfsgerecht Energie zu erzueugen, während in Deutschland sogar beide Energielieferanten oft gleichzeitig ausfallen.

In einer Region ohne Wasserkraft, ohne nutzbare Geothermie oder Kerneinergie, gibt es derzeit nur fossile Alternativen für die Versorgungssicherheit. Batteriespeicher für den Sommer/Winter Ausgleich der ausfallenden Solarstromproduktion sind außerhalb des technisch Machbaren - ganz zu schweigen von der ungenügenden Förderung der notwendigen Rohstoffe. Wasserstoffspeichern fehlt die Infrastruktur und sie gelten als Risiko, insofern der Wasserstoff nicht direkt umgewandelt oder verbraucht wird.

Gibt es lokale Lösungen?

Wir haben uns gefragt, ob es lokale Lösungsansätze seitens der Kommunen gibt, den Energiebedarf sicherzustellen und haben auch eigene Überlegungen ins Feld geführt.

Die Stadt Dortmund bot Interessierten an per Email Fragen zu Themen der Energieversorgung an die Koordinierungsstelle für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu stellen. Das haben wir gerne in Anspruch genommen und fassen hier einmal kurz den Email Kontakt zusammen:

Zentral wollten wir wissen, ob es Bemühungen gibt die Energieversorgung z.B. durch Erdgas sicherzustellen bzw für Ersatz zu sorgen.

Aus der Antworten der Stadt ging Folgendes hervor:

  • der Ernst der Lage wird anerkannt

  • die Stadt sieht sich nicht als Energieversorgungsunternehmen und fühlt sich neben der Energievorsorung vor allem dem Handlungsprogramm Klima-Luft 2030 verpflichtet

  • Richtlinien werden daher mit Fokus auf den Ausstieg aus fossilen Energieträgern erarbeitet

  • Ziel sei es schon seit einiger Zeit die Stadt Dortmund von fossiler Energie unabhängig zu machen

  • Konkrete Pläne dazu seien Einsparungen im Energieverbrauch und Sanierungen von privaten und öffentlichen Gebäuden

  • Technologisch sieht die Stadt eine flächendeckende Transformation von Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpen in naher Zukunft nicht als gegeben. Die Investitionen in Um- und Neubau von Anlagen und der erforderlichen Sanierung von Gebäuden seien nicht von heute auf morgen möglich.

  • In der Versorgung durch Fernwärme sei auch die Energieerzeugung durch Solarthermie nicht denkbar, da die Inrastruktur nicht ausreiche. Man verfolgt aber den Plan Neubaugebiete durch Geothermie oder sogar Solarthermie auszurüsten

  • "grüner Wasserstoff" sei auch keine Alternative, da die Infrastruktur nicht von heute auf morgen gebaut werden könne und große Investitionen erfordere, die zu allererst durch die Schwerindustrie getätigt werden müssten

  • es seien, ähnlich wie beim Ausbau der Wind-, Kernenergie und Photovotaik, Bund und Länder gefragt die richtigen Anreize zu setzen. Eine Stadt könne nur Anreize zum Energieeinsparen setzen aber keine Energieerzeugung vorantreiben.

Unser Fazit

Wie wir im Handlungsprogramm Klima-Luft 2030* nachgelesen haben, sollen Einsparungen vor allem aber im Bereich der CO2-Emissionen erreicht werden. Ähnlich wie bei den Einsparmöglichkeiten des Energiebedarfs sehen wir hier aber kaum noch Handlungsspielraum: CO2 Emissionen sind in Dortmund zwischen 1990 und 2018 bereits um 32% zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies aber, wie uns die Behörde bestätigt, durch bereits geschehene Sanierungen und die Schließung der Hochöfen der TyssenKrupp AG Ende des Jahrtausends. Zukünftige Einsparungen sind wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen, da Energie-intensive Industrie bereits aus Dortmund verschwunden ist.

Wir stimmen überein, dass ohne eine stabile fossile Basis, die Infrastruktur durch neue Technologien noch nicht genügend zur Verfügung steht und erst ausgebaut werden muss. Solange sind wir von der Gunst der Gaslieferungen und Erschließungen neuer Quellen abhängig. Derzeit beziehen wir in Deuschland weiterhin über Umwege viel Gas aus Russland (kaufen es aber z.B. in der Türkei). Norwegen fördert als einziges europäisches Land überhaupt noch nennenswerte Mengen Erdgas und ist inzwischen auch wichtiger Versorger Europas geworden.

Wie wir schon oben ausgeführt haben, sehen wir in Deutschland derzeit auf Grund politischer Entscheidungen keine Abkehr von fossilen Energieträgern. Bis eine Energieerzeugungs- oder Speichertechnologie gefunden ist, welche die ökonomischen und technischen Probleme von Wind und Solar aufhebt, wird Erdgas eine wichtge Rolle als Puffer für den volatilen Strom-Mix bleiben. Gaskraftwerke mit samt ihrer Infrastruktur für Förderung und Speicherung als Pufferkraftwerke zu betreiben wird für lange Zeit die Energiepreise oben halten. Eine geeignete Ersatztechnologie ist unserer Auffassung nach nicht in Sicht.

Selbstversorung zu teuer?

Wir wollen an dieser Stelle den Austausch anregen. In unserem Netzwerk arbeiten auch Hausbesitzer an Möglichkeiten der denzentralen Energieversorgung: Was sind die besten PV Konzepte, lohnen sich Kleinwindanlagen, kann man seine alte Gas oder Ölheizung mit überschaubaren Aufwand durch Wärmepumpen unterstützen oder ersetzen?Wir haben erste Projekte bei uns mit Erfahrungen und Kostenkalkulationen.

Gibt es in unserem Netzwerk noch weitere Personen, die sich energietechnisch Autark gemacht haben?Meldet euch gerne bei uns: info@buendnis-libertaerer.de

Wir wollen erste Projekte und Erfahrungen aus dem Winter 2022/23 bald auf unserer Seite vorstellen und darüber wirtschaftlich Bilanz ziehen.

Für Kontaktaufnahme und Wissensvermittlung stehen wir gerne bereit!

*https://www.dortmund.de/de/lebenindortmund/umwelt/umweltamt/klimaschutzenergie/startseiteklimaschutz/handlungsprogrammklimaluft2030/handlungsprogrammklimaluft2030.html